By MBS
Posted in Zeitgeist
Die Staatsoper Berlin nahm Anfang Dezember 2017 ihren regulären Spielbetrieb mit der Premiere der letzten Oper von Claudio Monteverdi L’incoronazione di Poppea (Die Krönung der Poppea) wieder auf. Sie ist eines der innovativsten Werke des damals 75-jährigen Komponisten und zählt als erste Sex-and-Crime-Story der Operngeschichte. Zum ersten Mal findet sich hier die Rollenstruktur späterer Opern: Das adlige Paar, dem ein Paar von niederem Rang als Antipode gegenübersteht sowie ein illustrer älterer Herr und ein verliebter Page, die für die unterhaltsame Verbindung von großem Drama mit deftiger Komödie sorgen.
Das Gebäude selber erstrahlt nach siebenjähriger Sanierung in neuem Glanz. Der Besucher wird nun wieder mit dem originalen Schriftzug am Portikus, FRIDERICUS REX APOLLINI ET MUSIS (König Friedrich [widmet dieses Gebäude dem Gott der musikalischen Künste] Apollo und den Musen) begrüßt; die Nutzungsbezeichnung Deutsche Staatsoper findet sich nun am seitlichen Treppenaufgang wieder. 400 Mio. € später ist das Gebäude entgegen sonstiger Berliner Bautradition nun wirklich fertig und wird wohl ein neuer kultureller Anziehungspunkt werden. ©Fotos: MBS
Die Premiere überzeugte fulminant: Im Jahr 62 n. Chr. ist den beiden römischen Protagonisten Kaiser Nero und Poppea jedes Mittel recht, um ihre Affäre zu legalisieren. So wird der kaiserliche Philosoph Seneca nach geäußerter Kritik zum Selbstmord gezwungen. Aber auch die betrogenen Ehepartner schmieden gemeine Rachepläne; selbst ein Mord schreckt sie nicht.
Getreu dem Motto, dass in der Liebe und im Krieg alles erlaubt sei, beschützt Amor alle Liebenden trotz ihres rücksichtslosen Verhaltens. Monteverdi und sein Schüler Francesco Cavalli lassen in L’incoronazione di Poppea den Zuschauer in vielerlei menschliche Abgründe blicken, den klanglich differenziert charakterisierten Akteuren aber trotz ihres Verhaltens ihre Würde mit seiner damals schon avantgardistischen Musik.
Ohne Requisiten wird der goldene Bühnenraum einzig durch die ständig präsenten Darsteller mit höfischen Leben erfüllt; die jeweils Vortragenden werden umrahmt von unterhaltsamen Szenerien des Hofalltags. Wie in den modernen Politthrillern à la House of cards gewinnen diejenigen zu mindestens politisch, die am skrupellosesten vorgehen. Am Ende obsiegt vermeintlich ewige Liebe aber nur für ein Duett, dann verliert Poppea Nero an den Liebhaber Lucano.
Unter der Leitung des Barock-Experten Diego Fasolis spielt im Graben die Akademie für Alte Musik und vervollständigt fehlende Elemente der Partitur mit zeitgenössischen Stücken. 1652 wurde die frühbarocke Oper erstmalig zu Beginn des Karnevals aufgeführt; zu diesem Anlass war es geradezu Pflicht, die Obrigkeit mit ihren negativen Eigenschaften zu desavouieren.
Im dritten Akt kann man sich vor allem an einem der berührendsten Liebesduette der Operngeschichte erfreuen: Pur ti miro (Dich nur sehen), wundervoll interpretiert von der Sopranistin Anna Prohaska und dem Countertenor Max Emanuel Cenčić.
Barock-Opern präsentieren besonders hohe Stimmen: Einst von Kastraten gesungen, überzeugen hier mit Falsettstimme gleich zwei erstklassige Countertenöre (auch beeindruckend: Xavier Sabata als Ottone).
Schon vor der Sanierung der Staatsoper reüssierte Anna Prohaska in der Rolle der Poppea in der Oper Agrippina; erneut zeigt sie hier ihre außerordentliche Stimmfarbe und verführerische Bühnenpräsenz.
Auch das Feuilleton ist begeistert vom gesamten Solistenensemble und der facettenreichen Inszenierung der Regisseurin Eva-Maria Höckmayr.
Während der Eingangsbereich von der Seite ‘Unter den Linden’ zwar sauber saniert, aber wenig imposant und etwas gedrungen wirkt, sorgt die historische Pracht im Apollosaal durch weiße Klarheit mit goldenen Akzenten für elegante Ästhetik.
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Bei der Premiere zeigten die Gäste vielfältige Interpretationen von stilvollen Outfits.
Liebe ist auch, wenn man die Farbakzente aufeinander abstimmt…
Für die Oper eignen sich Roben, die Charme, Witz und Noblesse ausstrahlen und auf faszinierende Details achten, die am Ende das Besondere des Looks ausmachen. Subtile Eleganz unterstreicht die Persönlichkeit. Hier eine Auswahl an eleganten Opern-Outfits (*Anzeige):
Asiatische Klarheit ist auch bei Männern en Vogue.
Die durch eine fünf Meter höhere Decke aus glasfaserverstärkter Phosphatkeramik mit einem auf 1,6 Sekunden gesteigerten Nachhall kommt dem Wunsch des Maestros Daniel Barenboim nach verbesserter Akustik nach.
Wunderschön und sehr individuell: Ein antiker Kimono
Elegant sollte es beim Opernbesuch immer sein: Eine Auswahl aus aktuellen Kollektionen (*Anzeige):
Für Vortragsveranstaltungen im Apollosaal wurden farblich passende Philippe Starck Stühle ausgewählt:
Bild unten rechts: Die Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Silke Leopold gab vorab in einer Matinee eine informative Einführung in das Werk von Monteverdi.
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Kulturinteressierte nahmen das Angebot der Staatsoper, sich bei einer kostenlosen Einführungsmatinee über den kulturhistorischen Hintergrund der Oper zu informieren, mit großer Nachfrage an.
Die gelungene Ausleuchtung betont die Raumstruktur. Ohne Bestuhlung kann man die wunderschöne Ornamentik der Bodenfliesen bewundern.
Seitliche Fassadenansicht am Bebelplatz mit Blick auf die ebenfalls sanierte Hedwigskirche.
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