By MBS
Posted in Architektur
1Schon Aristoteles sprach davon, dass Freunde eine gemeinsame Seele haben. Der Architekt Frank O. Gehry, der Dirigent Daniel Barenboim und der Komponist Pierre Boulez waren jahrelang Freunde, bis Boulez 2016 starb. Gemeinsam haben sie der Freundschaft in Berlin ein Denkmal gesetzt. Ihre Seele findet nun ihren Ausdruck im Konzept des Pierre Boulez Saals und der dazugehörigen Barenboim-Said Akademie.
Die erste Entwurfsskizze von Gehry überzeugte Barenboim nachhaltig, mehrfach bat er Gehry, die Ovale im Entwurf als hauptsächlich gestaltendes Element zu erhalten. Denn als Symbol visualisieren sie bestens sein humanistisches Konzept sowohl der gemeinsamen Ausbildung als auch des Konzertierens jüdischer und arabischer Musiker miteinander.
‘Wir müssen vor allem unsere Horizonte erweitern, um neue und unbekannte Welten einzubeziehen wie auch solche, an die wir gewöhnt sind.’ Pierre Boulez
Entwurfsskizze von Gehry 2
Klang- und Raumästhetik auf höchstem Niveau, dafür arbeitete nicht nur Frank O. Gehry, sondern auch der Akustik-Spezialist Yasuhisa Toyota, der schon in der Elbphilharmonie für den perfekten Klang im Saal gesorgt hat, ohne Honorar; beide stellten damit ihre Kunst in den Dienst dieses großartigen Projekts. Wie in Bellings Dreiklang kooperieren auch hier verschiedene Künste im besten Sinne miteinander.
In Zeiten von spaltenden Populisten ist es schön zu beobachten, wenn so große Künstler dafür Sorge tragen, dass junge Menschen aus verfeindeten Kulturen gemeinsam ausgebildet werden und mit der von ihnen geschaffenen Musik das Publikum erfreuen. Obwohl ein großer Anteil der Investitionssumme aus Spenden generiert wurde, ist die staatliche Förderung dieser Musikhochschule auch politisch getragen; allerdings übersteigt die Fördersumme der Akademie deutlich den Etat der Hans Eisler Musikhochschule; auch hier sollte man auf Ausgleich bedacht sein.
Die denkmalgeschützte Außenfassade des ehemaligen Magazingebäudes der Staatsoper des Architekten Paulick aus dem Jahr 1951 wurde saniert. Ähnlich wie Scharouns Philharmonie hat der Saal eine zentrale Bühne, so dass kein Zuschauer weiter als 15 Meter von den Musikern entfernt sitzt und dadurch ein besonderes Klangerlebnis erfahren kann.
Das Programm zeigt vielfältige Facetten getreu dem Motto ‘Musik für das denkende Ohr’:
Von Jazzabenden bis klassischer westlicher Musik ist alles dabei, auch arabische und persische Musik, denn der multifunktionale Salle Modulable macht es möglich.
3Wie auch schon bei der DZ-Bank am Pariser Platz veranschaulicht auch der Pierre Boulez Saal Gehrys Talent, unumgängliche Vorschriften der Berliner Bauordnung in Einklang mit spannendem Interieur zu bringen.
Die biomorphe Form im Inneren der DZ-Bank kreierte Gehry mit Hilfe einer Flugzeugbau-Software, der Pierre Boulez Saal hingegen verzichtet auf Gehrys sonstige expressive Formensprache und ist ganz auf optimierte Akustik ausgelegt.
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4Die beiden zugunsten der Sichtachsen zueinander verschobenen Ovale gefielen Barenboim als formaler Ausdruck seines vermittelnden Akademiekonzepts sofort.
Wie in der DZ-Bank wird ein Eindruck von Schwerelosigkeit erzeugt. Lediglich die Sitzbezüge wirken etwas schrill; das sollte beim nächsten Bezugswechsel dem ansonsten stimmigen Gesamteindruck angeglichen werden.
Der ehemalige CEO des Mahler Chamber Orchestra und Kontrabassist Ole Baekhoej konnte als Intendant gewonnen werden.7
Frank O. Gehry über seine Vision des Pierre Boulez Saals und die Geschichte seiner Freundschaft zu Daniel Barenboim und Pierre Boulez.8:
Konzerttermine, Karten und weitere Informationen: boulezsaal.de
- Bildnachweise Pierre Boulez Saal: © Volker Kreidler ↩
- Bildnachweis: © Frank O. Gehry ↩
- Frank O. Gehry: © Melissa Majchrzak ↩
- Daniel Barenboim: © Silvia Lelli ↩
- Bildnachweise Pierre Boulez Saal: © Volker Kreidler ↩
- Gehry/Toyota: © Thomas Rosenthal ↩
- Ole Baekhoej: © Peter Adamik ↩
- Videonachweis: https://vimeo.com/178625188, Zugriff 1.04.17. ↩
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