DER BERLINER SALON eröffnete Mitte Januar die Berliner Fashion Week mit Entwürfen von 45 Designer*innen und Handwerks-Manufakturen in den Kant-Garagen. Die Location unterschied sich auffallend von früheren Orten wie dem Kronprinzenpalais oder der Villa Elisabeth. Denkmalgeschützte Neue Sachlichkeit aus den 30ern statt preußischem Prunk schafft am Ende der Pandemie den angemessenen Rahmen für die Gruppenausstellung der besten deutschen Designer*innen 2023.

Für das Label Société Angelique (oben) konnte es kaum eine größere Anerkennung geben: Modeikone und CEO des Fashion Council Christiane Arp trug den karierten Minevas Blazer, eine verdiente Ehre für Designerin Angelika Kammann. Auch ihre ausgestellten Styles konnten sich sehen lassen: Tragbare urbane Mode mit dem gewissen Etwas.

Publizistin Dr. Elke Backes trug das Kleid Amanda. Société Angelique beweist Humor bei den Entwurfsbenennungen und Verantwortungsgefühl bei der Stoffauswahl: Die in Italien gedruckte FSC-zertifizierte Viskose wird aus rückverfolgbarem Zellstoff aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern hergestellt – zeitlos schön und nachhaltig.

Platte in formschön: Das Berliner Designerduo Vaust Studio verwendet für ihren Materialmix Kiesel aus italienischen Marmorfragmenten:

Die Serie aus einer Vase, diversen Tischen, einem Pendel und einem Diffusor verweist in ihrer experimentellen Designsprache auch auf architektonische Einflüsse des Brutalismus.

Die ukrainische Designerin Irina DZHUS reduziert durch transformierbare Mode nachhaltig den Konsum:

Ihre handwerklich beeindruckenden Entwürfe aus tierversuchsfreien Materialien verwandeln ein plissiertes, langärmliges Kleid in eine Abendrobe oder die Taschen eines Mantels in eine Tragetasche.

Die Taschenmanufaktur Stiebich & Rieth der Hamburger Designer Julia Rieth und Detlef Stiebich stellt in aufwendiger Handarbeit langlebige Taschenklassiker her:

Mit traditionellen Sattlertechniken kreieren sie Taschen mit modernen Formen. Jeder Stich und jede Naht hat eine Funktion. Das Ergebnis ist zeitlose Modernität in reduzierter Handschrift.

Rianna Kounous scharfes Auge für Vintage-Schätze kombiniert mit Nina Knaudts Branchenerfahrung verwandeln Vintage-Stoffe in wundervolle Styles für ihr nachhaltiges Label RIANNA + NINA:

Wie Mode digital probiert werden kann, konnte man immerhin ressourcenschonend an einem Augmented Reality Anprobe-Spiegel ausprobieren. Labels wie THE TWINS kombinieren Couture-Handwerk und NFTs, jedes Kleidungsstück existiert real und virtuell, damit der Style auch im Metaverse Eindruck hinterlassen könnte. Facebooks virtueller Aufguss interessiert bis jetzt nur wenige, Microsoft stellte sein B2B-Angebot dazu gerade wieder ein.

Gerade nachhaltiges Design braucht Haptik und Haltung, nicht nur Optik.

Haptisch so schön real hingegen interagiert Designerin und Künstlerin Juliana Maurer in unkonventioneller Weise mit Materialien:

Dazu erforscht sie Umgebung, Natur und Alltag, um einen überraschenden Austausch zwischen Oberflächen, Materialität und Form zu finden und setzt ihre Erkenntnisse in Grafiken, Objekten, Skulpturen, Fotografie und Rauminstallationen um.

Im September 2022 reüssierte Christina Fassbender erstmals auf dem Laufsteg der Mercedes Benz Fashion Week im Berliner Kraftwerk, nun zeigte sie aktuelle Entwürfe ihres nachhaltig geprägten Luxuslabels auch auf dem BERLINER SALON:

BOBKOVA denkt Geschlechterstereotypen in der Kleidung neu und bietet Design unabhängig von Zeit und Situation. Durch japanisch anmutende Schnittdisziplin wird ein asymmetrisches Kleid ein neu gedachtes Herrenhemd.

Solch schlichte Eleganz kann sehr gut mit einem extravaganten Federhut der Berliner Hutdesignerin FIONA BENNETT kombiniert werden:

Inspiriert von Kunst und Architektur zeigen die Entwürfe von working title minimalistische Silhouetten mit unverwechselbaren kreativen Elementen für moderne Kosmopolit*innen.

Diesem Stil hat sich auch Couture-Modistin FIONA BENNETT verschrieben, denn dazu passt perfekt auch ihre raffinierte Baskenmütze, die letztes Jahr schon für Begeisterung auf der POSITIONS 22 sorgte:

Die Expertin auf dem Gebiet der textilen Wiederverwertung Karen Jessen gestaltet aufwendige textile Oberflächen und konstruiert skulptural wirkende Kleidungsstücke (oben links).

Designobjekte von Christian Metzner zeichnen sich durch formale Strenge aus, die auf spielerische Weise gebrochen wird:

Raffinierte Details und eine außergewöhnliche Materialauswahl verleihen den handgefertigten Produkten einen ganz eigenen Charakter.

Nachwuchstalent Tim Süssbauer (unten rechts) zeigt, wie Mustermix im abgestimmten Farbspektrum elegant und stilvoll wirkt:

Sojin Park sammelt für ihr Label Assembled Half (oben) übrig gebliebene Stoffstücke, hauptsächlich Leinen und Wolle, bemalt den Stoff, kombiniert und färbt ihn neu.

Inspiriert von der Art und Weise, wie ältere Menschen sich kleiden, kreiert Sofia Hermens Fernandez (unten links) junge, feminine und verspielte Outfits.

Fröhliche Frauen-Power zeigt echte Schönheit: Christiane Arp und Toni Garrn beim BERLINER SALON 22. Seit die ehemalige VOGUE-Chefredakteurin aktuell im Spiegel ihre Depression thematisiert hat, hat ihr Ansehen Kultstatus erreicht. Gefilterte Selbstdarsteller*innen wirken beliebig; Schwächen zugeben hingegen ist authentisch, liebenswert und zeugt von innerer Stärke.

Styles von Société Angelique bringen innere Stärke zum Ausdruck und wirken auch in der Gesamtansicht stimmig in ihrem unaufgeregten Mustermix. Neu kombiniert sind sie lange tragbar und nachhaltig.

In Paris sah man von Dante inspirierte Inferno Couture mit echt wirkenden Tieren; DER BERLINER SALON hingegen präsentiert Deutsches Design, das formschön, nachhaltig und zeitlos überzeugt.

Fotos: @MBS. Weitere Impressionen des BERLINER SALON 2023 im Video²: