Interessante Openings @ArtWeek 2019

By MBS

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Art Week Openings

Vernissagen1

Auch wenn die Art Week 2019 nun leider schon wieder vorbei ist, eröffneten dort einige interessante Ausstellungen. Kunstinteressierte haben so weiterhin die Möglichkeit, einen Eindruck vor allem von spannenden Berliner Kunstschaffenden wie Jonas Burgert, Bettina Pousttchi und Yael Bartana zu gewinnen.

Eins der Kunsthighlights im Herbst ist sicherlich die Gegenüberstellung von Brücke-Künstler Ernst Ludwig Kirchner, Gerhard Richter und Jonas Burgert im me Collectors Room in der Auguststraße in Berlin-Mitte. Die Ausstellung zeigt drei der bedeutendsten deutschen Künstler aus verschiedenen Generationen, die sich in unterschiedlicher Art mit dem Menschen als zentralem Motiv befass(t)en. ©Fotos: MBS

Bild oben links: Der Maler Jonas Burgert vor seinem Werk Ihr schön.

Bild oben rechts: Schergen (Detail), 2007 ©Jonas Burgert @me Collectors Room. Öl auf Nessel

Bild oben: Luft nach Schlag, 2014 ©Jonas Burgert @me Collectors Room. Öl auf Leinwand

Schon als junger Mann begann der Sammler Thomas Olbricht grafische Blätter von Kirchner aus der Dresdner und Berliner Zeit wie Abbildungen der berühmten Kudamm-Kokotten zu erwerben. Er ergänzte seine beeindruckende Sammlung mit signifikanten Werken Gerhard Richters aus über fünf Jahrzehnten. Nun stellt Olbricht in dieser illustren Gesellschaft den Berliner Maler Jonas Burgert im me Collectors Room aus, der verdiente Ritterschlag für Burgerts besondere Bilderwelten.

Wie schon 2017 in seiner großartigen Ausstellung bei der Galerie BLAINSOUTHERN zieht Burgert auch hier wieder mit imposanten Darstellungen von faszinierenden dystopischen Phantasiegestalten die Betrachter unmittelbar in seinen Bann; seine Geschöpfe beeindrucken nachhaltig mit ihrer skurrilen Präsens, ohne sich zu erklären oder Bezüge liefern zu wollen. Gedichte von Friedrich Nietzsche sind eine seiner Inspirationsquellen, nicht aber sein ambivalentes Frauenbild.

Bild unten links: Ema (Akt auf einer Treppe), 1992 ©Gerhard Richter @me Collectors Room. Cibachromefotografie

Bild oben rechts: Die Kulturmanagerin und Spezialistin für Kunst als Investment Dr. Astrid Lilja vor Haltstand, 2012 ©Jonas Burgert @me Collectors Room. Öl auf Leinwand

Burgerts Frauengestalten strahlen Stolz und Selbstbewusstsein aus, sie faszinieren den Betrachter mit klarem Blick und kraftvoller Präsenz.

Bild unten links: Die gelungene Gegenüberstellung zu Richter und Kirchner inszenierte die Direktorin des Me Collectors Room in Berlin, Julia Rust von Krosigk.

Skulptur oben rechts: Streiter, 2009 ©Jonas Burgert @me Collectors Room. Bronzeguss

Skulptur unten links: Sie blieb, 2019 ©Jonas Burgert @me Collectors Room. Resin

Mit der fotorealistischen Arbeit 48 Portraits – ausschließlich von Männern, die die Moderne beeinflusst haben – nahm Gerhard Richter 1972 an der Biennale von Venedig teil.

Bild unten: 48 Portraits, 1998 ©Gerhard Richter @me Collectors Room. Barytfotografie

Während für Ernst Ludwig Kirchner Frauen Inspirationsquelle und Gefährtin waren, zeigt Richters Frauenbild eine reaktionäre Einordnung: Die Frau wird als Akt dargestellt, Männer aufgrund ihrer Bedeutung gleich in Reihe.

Eine moderne Interpretation des Portraits zeigt Jonas Burgert. Geschlechtsspezifische Darstellung wird durch besondere Individualität aufgehoben.

Bild unten links: immer, 2014 ©Jonas Burgert @me Collectors Room. Öl auf Leinwand

Bild oben rechts: Die Künstlerin Ashley Scott in Mugler vor Haltstand, 2012 ©Jonas Burgert @me Collectors Room. Öl auf Leinwand

Bild unten rechts: Neige, 2016 ©Jonas Burgert @me Collectors Room. Öl auf Leinwand

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Für alle, die sich einen weiteren Eindruck der Werke von Jonas Burgert (bis Minute 1:17) verschaffen wollen2

So lässt sich in der jeweiligen Darstellung weiblicher Protagonisten auch die erfreuliche Entwicklung des modernen Frauenbildes in den letzten Jahrzehnten ablesen. Noch bis zum 3.11.2019 im me Collectors Room. Sehr zu empfehlen.

Bettina Pousttchi

@Berlinische Galerie

Bild oben: World Time Clock, 2008-16 ©Bettina Pousttchi @Berlinische Galerie

Die Berlinische Galerie zeigt bis zum 6.4.2020 Arbeiten der in Berlin lebenden Künstlerin Bettina Pousttchi, die sich an der Schnittstelle von Skulptur, Fotografie und Architektur bewegen. Ihre ortsspezifischen Interventionen im öffentlichen Raum bedecken oft ganze Häuserfassaden, nehmen Bezug auf den urbanen oder historischen Kontext eines Ortes oder stellen globale Gleichzeitigkeit in Frage.

Bei ihren Fotoinstallationen reflektiert sie die Rolle der Fotografie im digitalen Zeitalter und befragt das Verhältnis von Erinnerung und Geschichte. Zeitgleich zeigt auch das KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst bis zum 10.5.2020 ihre Fotoinstallation Panorama; das verdeutlicht auch ihren Stellenwert im aktuellen Kunstdiskurs.

Bild unten: Crash barriers (A1, A2, A3, A4 und A5), 2019 ©Bettina Pousttchi @Berlinische Galerie. Stahl

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Bild oben: Bike Squeezer, 2018 ©Bettina Pousttchi @Berlinische Galerie. Stahl

Ihr Interesse an den Strukturen des öffentlichen Raumes setzt sich in ihren Skulpturen fort, für die sie oft Stadtmobiliar wie Absperrgitter, Leitplanken oder Fahrradständer transformiert. Diese benennt sie dann in unterhaltsamer Weise mit Vornamen: Jakob, Olga, Arnold und Felix oder wie oben nach der Autobahnnummerierung.

Außen an der Berlinischen Galerie passte Pousttchi die ortsspezifische Arbeit Curtain Wall von 2015 für die Fassade des Museums an. Sie soll an deutsche Fachwerk-Konstruktionen erinnern.

Bis Ende Januar zeigt die Berlinische Galerie auch die Jubiläumsausstellung ORIGINAL BAUHAUS, der Weg lohnt sich also auf jeden Fall.

Yael Bartana

@Capitain Petzel

Capitain Petzel zeigt bis zum 9.11.19 Arbeiten der in Berlin arbeitenden israelischen Künstlerin Yael Bartana. Für die Ausstellung hat die Künstlerin fossilierte Waffen entworfen, die auf Sockeln im Erdgeschoss der Galerie präsentiert werden. Sie werden mit Prints ergänzt, die maskierte Personen – die Bestatter – zeigen sowie einem Film im Untergeschoß der Galerie.

Die lebensgroßen Figuren halten ihre Masken hoch und fungieren als Begleitchor, der den Verlauf der Ereignisse bezeugt und stillschweigend kommentiert. Der im Untergeschoß gezeigte Film The Undertaker inszeniert eine öffentliche Beerdigung von Waffen, für den Bartana in Philadelphia, dem Geburtsort der amerikanischen Demokratie, filmte.

Bartanas Arbeiten charakterisieren wiederkehrende Elemente innerhalb der Projekte, wodurch sie einen über das einzelne Werk hinausgehenden Zusammenhang schafft.

Sie thematisiert Begriffe wie Militarismus, Nationalität, Gruppenzugehörigkeit und Erinnerung und verwischt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion dort, wo die Aufmerksamkeit auf die Funktion von Waffen bei der Aufrechterhaltung unserer Systeme von Gewalt, Unterdrückung und Vertreibung gelenkt wird.

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Anna Virnich

@Schering Stiftung

Die Schering Stiftung präsentiert bis zum 25.11.19 ein Erlebnis für die Sinne: In ihrer Ausstellung Hyperdrüse schafft die Berliner Künstlerin Anna Virnich einen Raum, den eine spezielle Farbgebung und komplexe Geruchschoreographie durchziehen.

Die Ausstellung setzt sich ästhetisch mit den Bedingungen eines spezifischen Raumes auseinander, der olfaktorisch und materiell neu ausgelotet und von wenigen vorgegebenen Pfaden durchzogen wird. Wenn man in der Nähe der Stiftung (Unter den Linden 32-34) ist, kann es interessant sein, ein extra Weg dahin lohnt nicht.

Viel Spaß im Kunstherbst!

  1. Beitragsbild: Ihr schön, 2016 ©Jonas Burgert @me collectors Room
  2. Videonachweis: https://www.youtube.com/watch?v=siC0ZAJbf3w, ©KUNSTLEBEN BERLIN, Zugriff 18.09.19.
  3. Vgl. Brown, o. J.

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